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von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH

26. Juli 2020
Das Oberhessische Museum und die
Ethnographische Sammlung der Marburger Philipps-Universität erhalten eine Projektförderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste für die gemeinsame
Erforschung der Ethnographischen Sammlungen und der Kolonialgeschichte Mittelhessens. Unter dem Titel "Provenienzen ethnographischer Objekten in Mittelhessen"
vergleichen die beiden Institutionen ihre Objektgeschichten. Ausgewählte Sammlungskonvolute der Ethnographischen Sammlung des Oberhessischen Museums
Gießen und der Ethnographischen Sammlung der Marburger Phillips-Universität werden in den Fokus gerückt. Der ethnographische Bestand des Gießener Museums
ist nahezu unerforscht, allerdings haben sich in der Vorbereitung einer ersten Ausstellung 2019 Verknüpfungen mit der Marburger Sammlung aufgetan.
Das Forschungsprojekt untersucht nun an Hand von Sammlerpersönlichkeiten und Forscherbiographien Parallelen im Bestand der beiden Sammlungen aus den
Bereichen Kamerun und Tansania. Zentral ist der Austausch mit den Herkunftsgesellschaften (source communities) über die Objekte, so dass erstmals koloniale
Verflechtungen Mittelhessens offengelegt werden könnten.
Finanziert wird das mittelhessische Forschungsprojekt mit rund 120.000 Euro durch eine Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste. Das Zentrum unterstützt in der ersten Förderrunde 2020 insgesamt fünf Projekte mit rund 650.000 Euro.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ist national und international der zentrale Ansprechpartner zu allen Fragen unrechtmäßig entzogenen
Kulturgutes. Seit Januar 2019, als das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste aufgrund eines Fördermandats des Stiftungsrats um einen Fachbereich für koloniale
Kontexte erweitert wurde, ist es möglich, die Förderung von Projekten zu beantragen, die sich mit Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
befassen.
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz zeigt sich begeistert von der Förderung: "Erstmals kann sich das Oberhessische Museum wirklich als Ort der
Forschung positionieren. Das Forschen gehört schließlich zu einer der fünf zentralen Aufgaben eines Museums neben dem Sammeln, Ausstellen, Vermitteln
und dem Bewahren. Im Arbeitsalltag kann dieser Aufgabe manchmal nicht ausreichend nachgekommen werden, deshalb ist dieses Förderprojekt, das uns in
der Provenienzforschung unterstützt eine großartige Bereicherung."
Kuratorin Dr. Dagmar Schweitzer de Palacios, Sammlungsleiter Prof. Ernst Halbmayer (Marburg) und Museumsleiterin Dr. Katharina Weick-Joch (Gießen) betonen die Relevanz der Zusammenarbeit in der Region. Die Kooperation ähnlich gearteter Sammlungen kann für die Objektforschung der eigenen Institution nutzbar gemacht werden. Der Ansatz, Aufgaben zu bündeln und gemeinsam zu erfüllen, stärkt und erweitert die Position beider Standorte, gleichzeitig werden Grundstrukturen für weitere Vorhaben gelegt. Im Ergebnis führt das Projekt zu einer Verdichtung von Kenntnissen historischer Ereignisse, die auf die Gegenwart übertragen werden.
Das Forschungsprojekt:
Die Kooperation beider Institutionen stellt eine Verknüpfung der Wissenschaftsgeschichte beider Städte und darüber hinausgehend der kolonialen Verflechtungen
in Mittelhessen dar. Eine umfassende Erforschung und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik ist für diese Region bisher fast nicht vorhanden.
Die beiden Ethnographischen Sammlungen weisen historische Verknüpfungen auf, so können im Rahmen des Projekts die Entstehungen und Entwicklungen dieser
Sammlungen mit ethnographischen Objekten untersucht werden. Insbesondere die Überschneidung von Personen und Sammlern auf universitärer Ebene, die
möglicherweise an beiden Sammlungen mitgewirkt haben, und die Übereinstimmung bestimmter Herkunftskontexte der Objekte versprechen Forschungspotenzial.
Vorgesehen ist die Aufarbeitung von Objekten aus Herkunftskontexten, die in beiden Sammlungen vertreten sind und nachweislich aus kolonialen Kontexten
des heutigen Kamerun und Tansania stammen. Das Projekt ist zunächst auf 12 Monate angelegt, um Verdachtsmomente aufzuspüren, Verbindungen beider Sammlungen
zu benennen und die Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften weiter zu konkretisieren.
Im Zuge der Ausstellung "Wieso? Weshalb? Warum? Fragen an die Ethnographische Sammlung" (Laufzeit 08.11.2019-26.01.2020) konnte das Oberhessische Museum
erste Erfahrungen im Bereich der Provenienzforschung zu Objekten aus kolonialen Kontexten sammeln.Die Expertise und die Erfahrungswerte der Ethnographischen
Sammlung der Philipps-Universität-Marburg ermöglichen es dem Oberhessische Museum Gießen diese Forschung konstruktiv und im Austausch durchführen zu
können und Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen der source communities mit einzubinden. Die Ethnographische Sammlung der Philipps-Universität-Marburg
wurde in den späten 1920er Jahren gegründet noch bevor es einen Lehrstuhl für Völkerkunde (jetzt Kultur- und Sozialanthropologie) gab. Seit ihrem Bestehen
bildeten ihre Objekte Thema von Seminaren und Vorlesungen. Diese behandeln heute aktuelle Themen und Debatten zu Museen und Sammlungen, ebenso wie
Objektanalyse und -kontextualisierung, zudem finden Ausstellungsprojekte unter Einbeziehung von Studierenden statt.
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